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Interessengemeinschaft Britisch Kurzhaar und Britisch Langhaar

Die Geschichte der Britisch Kurzhaar

Wo eine Geschichte anfängt, lässt sich nur schwer sagen. Beginnen wir einfach im Jahre 55 vor Christus und einem Namen, den jeder kennt: Gaius Iulius Caesar. Der versuchte zweimal erfolglos, Britannien zu besetzen. Knapp 100 Jahre später, 43 nach Christus, hatte sein Nachfolger Claudius mehr Erfolg: Er errichtete eine römische Kolonie, die immerhin 400 Jahre bestehen bleiben sollte.

Die Römer brachten den Briten befestigte Straßen, das Christentum — und Katzen. Im 5. Jahrhundert schickten die Briten die Römer nach Hause, die Katzen aber behielten sie.

Wagen wir einen großen Sprung, um unsere Katzen im 19. Jahrhundert wieder zu treffen: Kaum durchmischt mit den Rassen des Festlandes hat die britische Variante eigene Merkmale entwickelt: ein kurzes, dichtes Fell, das dem englischen Regen widersteht, einen kräftigen Körper, ein rundes Gesicht und – komplementär zum sonnigen Gemüt – einen ausgeprägten Jagdinstinkt.


Harrison Weir
Quelle: Wikipedia

Der oft als »Vater der Katzenzucht« bezeichnete Harrison Weir schlug 1871 vor, eine Katzenausstellung zu halten. Er fragte seinen Freund Mr. Wilkinson, den Manager des Crystal Palace, und der sagte sofort zu.
Gemeinsam entwickelten sie einen Plan, ein Punktesystem, Preise und Klassen.

1871 fand die erste Katzenausstellung statt. Völlig überraschend gewann ein Tier Weirs – natürlich eine Kurzhaarkatze.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts eroberte die Britisch Kurzhaar die Welt der Katzenausstellungen. Sie sah damals schon fast wie heute aus, nur ein bißchen kleiner. Die Klassen, in denen gerichtet wurde, waren:

  • Solid: black, white und blue,
  • Tabby: brown, red und silver,
  • Spotted tabby,
  • Narrow striped tabby,
  • Smoke: black und blue,
  • Black und whites,
  • Van: white und blacks,
  • Tabby und white,
  • Tortoiseshell und
  • Tortoiseshell und white

Jede Farbe hatte eine eigene Klasse und einen eigenen Standard; insgesamt sahen sich die Tiere aber recht ähnlich.

Nach dem Ersten Weltkrieg gab es nicht mehr viele Britisch Kurzhaar. Einige Züchter kreuzten sie deshalb mit den inzwischen sehr populären Perserkatzen. Jetzt intervenierte der Governing Council of the Cat Fancy: Die Abkömmlinge dieser Kreuzungen durften nicht registriert und ausgestellt werden. Erst drei Katzengenerationen später konnten die Nachkommen wieder offiziell als Britisch Kurzhaar anerkannt werden. Da hatten die Perser den Briten schon längst die Führung abgenommen, die Briten aber stärker ausgeprägte runde Köpfe und bullige Körper gewonnen.

1936 brannte der Crystal Palace ab. Bis dahin hatten hier regelmäßig Katzenausstellungen stattgefunden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es wiederum nur noch wenige Britisch Kurzhaar, und die waren obendrein oft zu eng miteinander verwandt, um sie zu züchten. Um der Gesundheit willen wurden nun Russisch Blau, Burmesen und Kartäuser eingekreuzt. Damit wurde zwar die genetische Variation gesichert, aber das Aussehen wich immer mehr vom ursprünglichen Standard ab. Um dies zu korrigieren, wurden erneut Perser eingesetzt. Das war weitaus schwieriger, als es klingen mag: Die vielen eingekreuzten Rassen schlugen immer wieder durch, besonders auffällig waren die Mopsgesichter und das lange weiche Fell der Perser. Das sogenannte »Langhaargen« bricht noch heute ab und zu durch.

Eine Weile waren sämtliche BKH auf Ausstellungen verboten, die irgendeinen Hinweis auf die Vermischung mit fremden Rassen zeigten. Da es aber kaum noch ungemischte Tiere gab, bewirkte das Verbot nicht viel. Perser wurden sogar kurzzeitig als einkreuzbare Rasse anerkannt. Dies wiederum stellte Amerikaner vor ein Problem, die Britisch Kurzhaar importieren wollten: In den USA wurde der Standard strenger gehandhabt, und solche »Hybriden« durften nicht gezüchtet werden.

Doch hatten diese »Einmischungen« auch Vorteile: Bis heute gelten Britisch Kurzhaar als sehr robust. Aufgrund ihrer breiten genetischen Ressourcen leiden sie selten unter den Gesundheitsproblemen, die einige andere, zu eng gezüchtete Rassen plagen.


Madame Marguérite Ravel
Quelle: FIFe

Zeitgleich mit den Mühen der Britenzüchter und unter der Leitung Madame Marguérite Ravels entstand in den Jahren 1949/50 die FIFE, die Fédération Internationale Féline d’Europe, ein Zusammeschluss mehrer nationaler Zuchtverbände mit dem Ziel, die Standards europaweit zu vereinheitlichen.
Als 1972 die Brazilian Clube Brasileiro do Gato hinzukam, änderte die FIFE ihren Namen in Fédération Internationale Féline – sie wird seither FIFe geschrieben, mit einem kleinen e am Ende.

1970 erkannte die American Cat Fanciers Association als erster US-amerikanischer Zuchtverband Britisch Kurzhaar an, zunächst nur in den Farben blue und black. Nach und nach wurden auch andere Varietäten zugelassen.

Ebenfalls 1970 legte die FIFe die beiden Rassen Kartäuser (Chartreux) und Britisch Kurzhaar zusammen: Die blauen Tiere hießen fortan Kartäuser, der Rest Britisch Kurzhaar. Schon 1977 jedoch wurden die beiden Rassen wieder getrennt, nachdem die Züchter heftig protestiert hatten. Inzwischen sehen sich beide nicht mehr so ähnlich: Kartäuser sind schlanker, ähneln im Körperbau eher der klassischen Hauskatze.

Heute ist Britisch Kurzhaar eine Rasse mit unverwechselbaren Merkmalen und einer breiten, gesunden genetischen Basis.

Quellen

  • Dana L. Jacobs (Cat Fanciers' Association): British Shorthairs
    Ein äußerst informativer Artikel, der weit mehr in die Tiefe geht als unsere kleine Zusammenfassung. Wesentliche Grundlage unseres Artikels.
  • Kathrin Maaß: Die Geschichte der Britisch Kurzhaar Katzen
    Auch recht ausführlich, fußt sehr auf Jacobs’ Text, ergänzt um weitere Literatur.
  • Autor unbekannt, petpublishing.com: The British Shorthair
    Humoriger Text, geht auch auf die BKH in den USA ein.